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Rendering Intent

Als Rendering Intents (Adobe nennt sie »Priorität«, Corel »Wiedergabeabsicht«) bezeichnet man standardisierte Methoden der Übertragung von Farben eines Farbraumes in einen anderen (siehe: Farbkonvertierung). Die Wahl des passenden Rendering Intents (in Folge RI) ist in jedem Fall entscheidend für den erfolgreichen Einsatz von Color Management (in Folge CM), daher ist genaue Kenntnis über ihre Funktion und deren Konsequenzen essentiell! Vielen CM-Anwendern ist nicht bewusst, dass bei jeder Farbraumkonvertierung einer der vier RIs zur Anwendung kommt, und zwar auch dann, wenn die Applikation nicht nachfragt oder anzeigt, welcher. Misserfolge bei der Arbeit mit CM kommen nicht nur durch falsche oder schlechte Profilwahl zu Stande, mindestens genauso oft sind fehlendes Wissen und Erfahrung im Umgang mit den RIs verantwortlich für schlechte Ergebnisse.

Bevor die vier Rendering Intents genauer erläutert werden, ist es wichtig zu erklären, warum es überhaupt mehrere Methoden der Farbkonvertierung gibt.
Theoretisch gibt es nur eine einzige »korrekte« Methode, Farben von einem Farbraum in einen anderen zu konvertieren, nämlich die sog. absolut farbmetrische. Absolute Farbmetrik bedeutet, dass alle Farben ohne Veränderung vom Quellfarbraum in den Zielfarbraum übertragen werden. Man könnte meinen, dass selbiges in jedem Fall möglich und sinnvoll ist. In der Praxis ist es das fast nie, und zwar aus mehreren Gründen:

  • Quell- und Zielfarbraum sind nie gleich groß
    Sobald der Quellfarbraum nicht vollständig in den Zielfarbraum »passt«, gibt es in ersterem Farben, die in zweiterem nicht möglich sind, also auch nicht abgebildet werden können.
  • Farbräume besitzen unterschiedliche Weißpunkte
    Nachdem »Weiß« in jedem Medium als der hellste darstellbare Farbton definiert ist (z.B. das Papierweiß im Druck oder das maximale Zusammenleuchten aller drei RGB-Komponenten eines Monitors), sind in der Praxis oft bei verschiedenen Medien unterschiedliche Weißpunkte vorhanden, die sich sowohl chromatisch als in der Helligkeit unterscheiden können. Zu versuchen, den Weißpunkt eines Monitors absolut farbmetrisch auf Papier wiederzugeben, würde zwingend den Auftrag von Farbe auf das Papier verlangen, was zu einem dunkleren Ton als dem Papierweiß selbst führen würde. Das will man verständlicherweise im Normalfall nicht.
  • Schwarz ist nicht gleich Schwarz
    Ideales Schwarz bedeutet kein Licht. Ein Bildschirm z.B. ist selbst in ausgeschltetem Zustand niemals schwarz, nach dem Einschalten wird er durch die Hintergrundbeleuchtung nochmals aufgehellt. Im Zeitungsdruck etwa ist der dunkelste Farbton, der erreicht werden kann, eigentlich ein Dunkelgrau. Offsetdruck kann da schon mehr – dennoch: eine korrekte Abbildung von idealem Schwarz (also gar keine Lichtremission) ist auch im besten Druckverfahren nicht möglich.

Diese drei Beispiele machen anschaulich, warum absolute Farbmetrik als Reproduktionsform nur in Ausnahmefällen taugt oder anwendbar ist. Im Normalfall gilt es Abbildungsmethoden zu finden, die die farblichen Möglichkeiten des Zielmediums – vor allem in Bezug auf Kontraste – so gut wie möglich ausnützen, gleichzeitig aber den ursprünglichen Farbeindruck möglichst erhalten. Zum Zweck der jeweils optimalen Wiedergabe wurden vier Methoden standardisiert und »Rendering Intents« genannt.

Die vier Rendering Intents heißen: