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Arbeitsfarbraum

Bei der Arbeit mit Color Management-Applikationen wird zumindest für den RGB-Modus ein Arbeitsfarbraum (working color space, internal color space) in den Grundeinstellungen festgelegt. Arbeitsfarbräume liegen - wie andere Farbräume - in Form von Farbprofilen vor.

Das Konzept des Arbeitsfarbraums wird verständlich, wenn man die Geschichte der digitalen Bildbearbeitung betrachtet. Noch vor wenigen Jahren war das Bezugssystem für RGB-Farben der Computermonitor selbst bzw. dessen Farbraum. Dies hatte zur Folge, dass in jedem Fall bei der Konvertierung (z.B. in den CMYK-Modus) von den Bildschirmfarben und deren Farbraum ausgegangen werden musste. Nachdem übliche Computermonitore aber vor allem im Cyan-Grünbereich nur wesentlich ungesättigtere Farbtöne darstellen können als hochwertige Vierfarbendrucke, gab es dadurch Farbbereiche, die beim Arbeiten in RGB keine farbmetrische Entsprechung für gesättigte CMYK-Farben haben konnten, also entweder verloren gingen oder nicht korrekt farbmetrisch behandelt wurden. Um dieses Problem zu lösen, wurden RGB-Arbeitsfarbräume geschaffen, deren idealisierte Farbumfänge besser zum Bearbeiten und Kommunizieren von Farben geeignet sind, als die variablen, oft zu kleinen Monitorfarbräume. Der Preis dafür war, dass für die Darstellung am Monitor zusätzliche Farbumrechnungen nötig wurden, nämlich die Abbildung des Arbeitsfarbraums in den Monitorfarbraum (=Monitorkompensierung). Für heutige Workstations stellt dieser Rechenaufwand aber keine merkliche Verlangsamung mehr bei der Arbeit dar.

»Größere« Arbeitsfarbräume sind dann sinnvoll, wenn Farbmetrische Konvertierungsmethoden verwendet werden (siehe: Rendering Intents) und die verwendeten Zielfarbräume (z.B. CMYK Euroskala) groß sind. Beides ist in der DTP-Praxis häufig der Fall.

Es gibt viele RGB-Arbeitsfarbräume, die folgenden vier sind die wichtigsten:
  • Adobe RGB (1998) - Standard-Arbeitsfarbraum von Adobe-Grafikprogrammen. Größer als gängige Monitorfarbräume, wenn auch nicht groß genug, um alle CMYK-Farbräume zu »umfassen«. (D65-Weißpunkt, Gamma 2,2)
  • sRGB - ein eher kleiner Farbraum, nicht ideal für High-end Farbmetrik aber gut für Büro-Anwendungen, Webdesign und zum Austausch farblich weniger anspruchsvoller Dokumente (Gamma 2.2 / D65).
  • ColorMatch RGB - Von der Größe sRGB nicht unähnlich, allerdings mit Gamma 1.8, und einem D50-Weißpunkt, was typischen Drucktechniken eher entspricht als sRGB und dadurch im Druckbereich geringere Interpolationsverluste bei der Konvertierung nach sich zieht.
  • ECI-RGB - der von der European Color Initiative spezifizierte und favorisierte Arbeitsfarbraum für DTP. ECI-RGB v1.0 ist der größte der erwähnten Farbräume, hat ebenfalls Gamma 1.8 / D50 und kann alle Farben des hochwertigen 4-Farben-Offsetdrucks farbmetrisch abbilden. ECI-RGB sollte als echter Profi-Farbraum betrachtet werden. Zum Arbeiten mit perzeptivem Rendering ist er - vor allem bei mangelnder Erfahrung - eher ungeeignet.
    2007 hat die ECI die Version 2.0 ihres Arbeitsfarbraums herausgegeben.
    Die deutlichste Verbesserung stellt die visuelle Gleichabständigkeit dar - »Umrechnungsverluste« zwischen Daten und Auge gehören damit der Vergangenheit an: Das Gamma 1.8 wird durch eine L*-Charakterisierung abgelöst, wie sie im theoretisch optimalen CIELAB Farbraum kodiert ist. Diese Kodierungseffiizienz ist vor allem in den Tiefen von großem Vorteil, da sich die Gefahr von Abrissen, vor allem beim Editieren, deutlich verringert.
    Durch Farbraumkonvertierungen verursachte Fehler (z.B. Banding oder Farbkipper) werden durch die Verwendung von eciRGB_v2 auf das aktuell technisch möglichste Minimum reduziert.
    Die Fokussierung auf den Print- und Publishing-Markt hat dabei in keiner Weise gelitten - der Farbumfang (Gamut) des eciRGB_v2-Profils wie auch dessen Weißpunkt sind mit dem des ursprünglichen eciRGB 1.0 Profils identisch.
    Generell empfiehlt die ECI, bereits bei der Datenerstellung mit dem neuen eciRGB_v2-Profil zu arbeiten. Dies gilt vor allem beim Konvertieren von RAW-Daten oder 16 Bit-Material in 8 Bit Farbtiefe.

In jedem Fall ist der RGB-Arbeitsfarbraum ein abstrakter, der auf Monitoren oft nicht komplett abbildbar ist. Er ist also eine Art »Transportcontainer«, der den Verlust von Farbinformation im Color Management Workflow verhindern soll. RGB-Arbeitsfarbräume sollten beim Speichern immer in das Dokument eingebettet werden!

CMYK- und Graustufen-Arbeitsfarbräume erfüllen im Prinzip den selben Zweck wie RGB-Arbeitsfarbräume, allerdings mit Einschränkungen. Die Bezeichnung CMYK-Arbeitsfarbraum ist eine unglückliche, denn man sollte im CMYK-Modus möglichst nicht »arbeiten«. Graustufenfarbräume werden in ICC-Farbprofilform noch nicht von allen Applikationen unterstützt und beinhalten nur Informationen über die Helligkeitsverteilung (also Schwarzpunkt und Weißpunkt und eine Tonwertübertragungskurve).